In London geht eine beträchtliche Menge Leute ins Theater, wie andere zur Kirche gehen, um ihre besten Kleider zur Schau zu tragen und sie mit denen anderer Leute zu vergleichen, um mit der Mode zu gehen und um einen Gesprächsstoff für Abendgesellschaften zu haben; um einen Lieblingsschauspieler zu vergöttern; um den Abend irgendwo anders, nur nicht zu Hause zu verbringen; kurz, aus irgendeinem beliebigen Grund, nur nicht aus Interesse an dramatischer Kunst als solcher. In tonangebenden Kreisen ist die Anzahl irreligiöser Leute, die in die Kirche, unmusikalischer Leute die in Konzerte und Opern, und am Schauspiel uninteressierter Leute, die ins Theater gehen, so erstaunlich groß, daß Predikten auf zehn Minuten und Theaterstücke auf zwei Stunden beschränkt worden sind; und selbst da ergibt es sich, daß sich Gemeinden auf ihren Plätzen nach dem Segensspruch und Zuhörer nach dem Schlußvorhang sehnen, um zum Mittagessen oder zum Abendbrot zu kommen, wonach sie wirklich dringend verlangen, nachdem sie ohnenin so spät gekommen sind, wie die Anfangszeit ihretwegen überhaupt angesetzt werden konnte – oder sogar noch später.
George Bernard Shaw, Saint Joan (Preface)
This is the fifty-second text in the chrestomathy of 100 prose passages for translation into German that I am committing to memory. LJ

