Besuch bei Klopstock

Glaube mir, ich ging mit einem Gefühl von Ehrfurcht in der Seele, als W.- und ich Herrn. Klopstock zum Hause seines Bruders, des Dichters begleiteten, das ungefähr eine Viertelmeile vor dem Stadttor steht. Es befindet sich in einer Reihe von kleinen, gewöhnlichen Sommervillen (denn so sahen sie aus), mit vier oder fünf Reihen junger kümmerlicher Ulmen vor den Fenstern; dahinter liegt ein Anger, und dann kommt eine völlig flache Ebene, von mehreren Straßen durchzogen. Was auch immer an Schönheit eben vor des Dichters Augen sein mag, dachte ich, sie muß sicherlich ganz allein aus seiner eigenen Schöpfung erwachsen. Wir warteten einige Minuten in einem ordentlichen kleinen Wohnzimmer, ausgeschmückt mit den Standbildern von zweien der Musen und mit Drucken, die Themen aus Klopstocks Oden darstellten. Der Dichter trat ein. Ich war sehr enttäuscht über sein Gesicht und konnte eigentlich keine Ähnlichkeit mit der Büste feststellen. Kein Auffassungsvermögen drückte sich auf seiner Stirn aus, nichts Wuchtiges war über den Brauen, kein Ausdruck von etwas Besonderem, sei es sittlich, sei es intelektuell, in seinen Augen, nichts Gewaltiges in seinem allgemeinen Gesichtsausdruck. Er ist eher etwas unter Mittelgröße. Er trug sehr große Halbstiefel, die von seinen Beinen ausgefüllt wurden, so fürchterlich waren die Beine angeschwollen. Obgleich jedoch weder W.- noch ich irgendeine Spur von Erhabenheit oder Begeisterung in seinem Gesichtsausdruck entdecken konnten, waren wir beide in gleichem Maße von seiner Lebhaftigkeit und seiner freundlichen und bereitwilligen Höflichkeit beeindruckt.

S.T.Coleridge, Biographia Literaria

This is the fifty-first text in the chrestomathy of German prose passages I’m committing to memory as an exercise in warding off cerebral atrophy. Coleridge had a great mind, but there is a certain pusillanimity in evidence here, a want of generosity of spirit, or perhaps rather a false expectancy that deserves the disappointment he experiences. LJ

The evening before the visit to the vet’s

To say that Figgy was reluctant to enter the vet’s practice this morning would be an understatement; once again, I had to carry her from the car. Things may be a little easier next time, since a very generous nurse rewarded her with not one but six gravy bones! She’s a charmer! LJ

Besuch in der Nacht

Der Schall seiner Schläge hallte durch das Haus mit dünnem, gespensterfhaftem Echo, als wäre es ganz leer, aber kaum war dies verhallt, als ein gemessener Tritt näher kam, ein Paar Riegel zurückgeschoben wurden und ein Türflügel weit aufgetan wurde, als wäre denen da drinnen keine Arglist oder Furcht vor Arglist bekannt. Ein Mann von hoher Gestalt, muskulös und hager, aber ein wenig gebeugt, stand Villon gegenüber. Sein Kopf war massiv, aber fein gemeißelt; die Nase war unten stumpf, verfeinerte sich aber nach oben, wo sie sich mit einem Paar buschiger, ehrlicher Augenbrauen vereinigte; Mund und Augen waren von zarten Fältchen umgeben, und das ganze Gesicht ruhte auf einem dicken weißen Bart, der kühn und viereckig gestutzt war. Beim flackernden Licht einer Handlaterne betrachtet, sah es vielleicht edler aus, als es von Rechts wegen hätte aussehen sollen; jedoch war es ein feines Gesicht, eher ehrenwert als intelligent; kräftig, einfach und rechtschaffen.

R.L.Stevenson, New Arabian Nights

Die orientalische Hauptstadt

An unprepossessing Sunday afternoon, so before taking Figgy out for our second circuit of the city, here is the fiftieth German prose translation from my favourite chrestomathy:

Dort lag sie, sich an beiden Ufern weit ausbreitend, die orientalische Hauptstadt, die bis dahin noch keinen weißen Eroberer erduldet hatte; in weiter Ausdehnung lagen braune Häuser aus Bambus, aus Matten, aus Blättern in einem auf Pflanzstoffe angewiesenen Baustil aus dem Boden and beiden Ufern des schlammigen Flusses entsprungen. Es war erstaunlich sich vorzustellen, daß es meilenweit in diesen menschlichen Behausungen wahrscheinlich kein halbes Dutzend Pfund Nägel gab. Einige dieser Häuser aus Stöcken und Gras, ähnlich den Nesten einer Art von Wassertieren, klammerten sich an die niedrigen Ufer. Andere schienen aus dem Wasser herauszuwachsen; ander wieder schwammen in langen fest geankerten Reihen genau in der Mitte des Stromes. Hier und da in der Ferne türmte sich über dem zusammengepferchten Gedränge niedriger, brauner Dachfirste aufgeschichtetes Mauerwerk auf, ein königlicher Palast, Tempel, prächtig und zerfallen, zerbröckelnd unter dem senkrechten Licht der Sonne, das ungeheuer, überwältigend, fast greifbar war und mit jedem Atemzug durch die Nase in die Brust einzudringen und durch jede Pore der Haut in die Glieder einzusickern schien.

Joseph Conrad, The Shadow Line

Figgy at the Wykeham Arms

Figgy is very proud to feature on the Instagram pages of the most excellent Wykeham Arms, where she is made to feel welcome on every occasion! LJ

Figgy at the Wyke!

Einsamer Strand

The forty-ninth German prose translation text in the chrestomathy.

Wir wohnen seit ein paar Tagen am Strand, wo die Wellen uns tosend entgegenschlagen. Auch auf der anderen Seite des Flusses liegt jenseits der Fähre die flache, silbrige Welt, unberührt wie zu Anbeginn, mit fahlem Sand und sehr viel weißem Schaum, der Reihe un Reihe am silbrigen Abend unter dem Himmel hervorkommt; und keine Menschen, gar keine Menschen, keine Häuser, keine Gebäude, nur ein Heuschober am Rand des kiesigen Strandes und eine alte schwarze Mühle. Und sonst nur die flache unvollendete Welt überflütend mit Schaum, Geräusch und silbrigem Licht, und ein paar Möwen, sich wiegend wie ein halbgeborener Gedanke. Es ist etwas Großes zu begreifen, daß die Urwelt noch immer da ist, völlig sauber und rein, viele weiße herandringende Schaumkronen und nur die sich zwischen Himmel und Küste wiegenden Möwen; und im Winde der gelbe Seemohn heftig flatternd, wie gelbe Lichtschimmer im Winde, und der Tanz der windgerüttelten Samenhörner.

D.H.Lawrence, Letters

Figgy’s First Mad Run of the Spring

Frühling, ja Du bist’s, Dich hab’ich vernommen!

Figgy was clearly delighted to apprehend the first fragrances of the forthcoming Spring this morning and celebrated the moment in a mad run around the garden, a far smaller space in which to dash around than that once enjoyed by Chloe at Hyde, but she made the most of the opportunity with some tight cornering!

Winchester is as wet as Wednesday

Figgy and I are having a difficult time galvanising ourselves into action this morning owing to the persistent rain that began on Wednesday and shows no sign of abating. Her Ladyship’s pre-breakfast sortie was at 5.15 a.m., so, typically, the early lunch lobbying began at 10.00 a.m. I caved in to her relentless pressure and hypnotic charms at 11.00 o’clock and decided to have an early brunch myself, which happened to be delicious. I’m going to devote the day to Norwegian studies, using the wonderful podcast Norsk for beginners. I’m on series two now, which is charming since it introduces the Nordic myths, which have enchanted me since childhood. It is good to hear familiar names pronounced in the language in which they have their origins. Episode 2.2 is entitled “Skapelsen av verden” (Norwegian has enclitic definite articles), hence this is “The creation of the World”.

First, however, a German prose from my favourite chrestomathy, Russon and Russon, the volume that used to accompany my travels in happier days. It is important to work on the retention of textual detail, since “Lernen erfordert ständige Wiederholung.” This is the forty-eighth text of one hundred that I am committing to memory.

Der Westfälische Friede

Was aber die Ergebnisse betrifft, so war der Westfälische Friede an sich ein Kompromiß: der Dreißigjährige Krieg enthält viel Dramatisches, hat aber keinen Anspruch auf den Charakter eines eigentlichen Dramas. Seine Ergebnisse waren nicht das, um was jede der Parteien kämpfte; sie sind für keine der beiden Seiten entscheidend; sie sind aber dennoch deutlich umrissen und von Dauer. Der Friede zog eine bestimmte und dauernde Linie zwischen dem protestantischen und dem katholischen Deutschland. Was damals protestantisch geblieben war, ist es auch heute noch, und was katholisch war, bleibt katholisch. der Friede machte den Räubereien von seiten der Protestanten ein Ende; was damals säkularisiert wurde, blieb säkularisiert, was der Kirche erhalten geblieben war, blieb ihr bis zum Ende des Reiches erhalten. Der Friede legte die Grenzen Deutschlands von jenem Tag an bis zu dem gleichen Zeitpunkt fest; denn Lothringen , das einzige, was nachträglich Frankreich noch hinzugefügt wurde, gehörte ja praktisch schon lange zu Frankreich, und die Besitzergreifung Straßburgs bleibt die einzige beträchtliche Verletzung der Regel. Aber weiterhin bestimmte der Friede, daß das Reich verfassungsmäßig nur primus inter pares (das Erste unter Ranggleichen) sein sollte, der Hauptstaat in einem Staatenbund, in dem seine Vorherrschaft nur nominell war und in dem es seine eigentliche Macht den Besitztümern seines regierenden Hauses außerhalb Deutchslands verdankte.

W.Stubbs, Lectures on European History.

We stopped off at the Wykeham Arms

A very sad sight

I was mortified to discover that this beautiful robin, who had been a constant and courageous presence in the garden, had not survived the winter. LJ